Beim Morgengrauen
trägt der Wind ein trauriges Lied herüber.
Ein Ständchensinger?
Ein Betrunkener, der vorbeizieht?
Ein Verrückter, der den Mond besingt?
Nein, da scheint jemand
sich gedrängt zu fühlen,
seine Einsamkeit
mit einem Lied zu bevölkern.
So will ich mir
das unerwartete Lied
einprägen,
damit es mich stets begleitet,
mir immer wieder in den Sinn kommt
und mich jedes Mal bewegt,
wenn ich in meinen Nachtwachen
bete
für Schlaflose
und Verzweifelte!
Gedanken von Dom Helder Camara (1909 - 1999)
Brasilianischer Bischof von Olinda und Recife.
Befreiungstheologe. Menschenrechtskämpfer.
Dom Helder Camara stand jeden Morgen um 2.00 Uhr auf, um in der Stille des frühen Morgens „auf die Stimme Gottes zu hören und zu beten“.
Er erzählte, dass er das Fenster öffne, zum Nachthimmel schaue, Psalmen bete und
die Menschen, Probleme und Ereignisse in der Welt des vergangenen Tages an sich vorüberziehen lasse.